Per Anhalter durch meine Galaxis - Gedanken und Geschichten nicht nur von dieser Welt

"The following statement is false:
The previous statement is true.
Welcome to our corner of the universe

Anonymous
Seefra Denizen
CY 10210"
(Andromeda: The Past is Prolix)

Sonntag, 19. Februar 2012

Sonntags-Pausen-Krimi 2: Copyright

Copyright

Wutentbrannt warf Erwin das Magazin von sich. Das konnte doch nicht wahr sein! Das war SEIN Artikel. Wort für Wort, Erkenntnis für Erkenntnis. Nur der Name des Autors war nicht der seine!
Aber der Name war Erwin nur zu gut bekannt. Schließlich arbeitete er jeden Tag mit diesem Menschen zusammen. In einem renommierten privaten Forschungsinstitut. Sehr seriös. Erwin musste lachen.
Dr. Stephan Weillheimer, Leiter des neugegründeten Forschungsbereiches. Eigentlich hätte Erwin diese Position bekommen müssen, wäre man nach wissenschaftlicher Leistung und Dienstalter gegangen. Aber er hatte sich schon daran gewöhnt, dass das bei ihnen offensichtlich etwas anders lief. Allerdings, so unverfroren war dieser Kerl noch nie vorgegangen. Einen ganzen Artikel zu stehlen war schon sehr dreist.
Erwin hob die Fachzeitschrift auf, die nun leicht deformiert und zerknickt war. Er blätterte noch einmal auf die Seite mit dem Titel seiner Forschungsarbeit und dem Namen seines, ja, nun konnte man wirklich sagen: Erzfeindes. Denn jetzt war dieser Weillheimer zu weit gegangen.
Erwin war so stolz gewesen, endlich den Durchbruch geschafft zu haben. Endlich hatte er herausgefunden, wo die ganze Zeit sein Denkfehler bei diesem speziellen Problem gelegen hatte. Mitten in der Nacht war er hochgeschreckt und hatte alles ganz klar vor sich gesehen. Er war sofort aufgestanden und ins Institut gefahren, zu dem er als Gruppenleiter ständig Zutritt hatte.
Er hatte seine nächtliche Idee durchgerechnet und in die bisherigen Ergebnisse eingefügt. Nun passte alles! Erwin hatte einige Stunden später in seinem Rechner alles zusammengefasst, abgespeichert und das Gebäude verlassen, um sich ein ordentliches Frühstück zu gönnen. Als er zurückkam, war er Weillheimer auf dem Gang vor seinem Büro begegnet ...
Und nun stand er da, mit der Zeitschrift in der Hand, die SEINE Ergebnisse detailliert darstellte, während dieser Weillheimer die Lorbeeren bei den Gesellschaftern dafür einheimsen würde.
Erwins Blick fiel auf eine jener Formeln, die wie ein schöner Traum nachts in seinem Kopf aufgetaucht waren. Diese eine Formel ließ ihn nun stutzig werden. Es beschlich ihn das wohlbekannte Gefühl, das ihn immer dann nicht losließ, wenn er sich mit einem dieser hartnäckigen Denkfehler herumschlug.
Plötzlich sah er es. Erwin rannte los und stieß die Tür zu seinem kleinen Arbeitszimmer auf. Er kickte den Stuhl von seinem Schreibtisch fort und hackte im Stehen auf die Tastatur des Computers ein. Während er auf dem Bildschirm die komplizierten Abläufe verfolgte, die gerade im Inneren des Rechners vor sich gingen, richtete er sich auf. Schließlich zeigte der Monitor nur noch eine einzige Darstellung.
Über Erwins Rücken liefen abwechselnd heiße und kalte Schauer. Ein breites Grinsen wuchs auf seinem Gesicht. "Hoppla, Herr Dr. Weillheimer. Da ist Ihnen wohl ein klitzekleiner Fehler unterlaufen. Es wird mir ein Vergnügen sein, Sie morgen auf der Gesellschafterversammlung ausführlich darauf hinzuweisen. Aber erst nachdem Sie … Ihren … Artikel vorgestellt haben."


Copyright Esther Koch 06.02.2011

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