Per Anhalter durch meine Galaxis - Gedanken und Geschichten nicht nur von dieser Welt

"The following statement is false:
The previous statement is true.
Welcome to our corner of the universe

Anonymous
Seefra Denizen
CY 10210"
(Andromeda: The Past is Prolix)

Dienstag, 22. Januar 2013

Die pavianarschfarbene Majuskel – Teil 6: Na und?

Lust auf die ganze Geschichte? Bitteschön: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5.


    Und was soll das Ganze? Haben wir was daraus gelernt? Haben wir's nicht doch irgendwie überlebt? Gibt's nicht genügend Menschen, denen es schlechter geht?
    Sicher. Wir hätten eher dankbar sein sollen, dass unsere Bleibe rechtzeitig vor Weihnachten – wie versprochen und gehalten – fertig geworden ist. Dass das Dach dicht ist und die Heizung funktioniert. Dass die Gipser das Haus nicht lila verputzt, sondern mit dem gewünschten Farbton versehen haben. (Ja, der war tatsächlich so gewünscht. Foto hier!) Dass der Familienvater eine Arbeit und wir Futter haben. Und Strom. Und Wasser. Fließendes! Sauberes!
    Man merkt in unserer Wohlstandsgesellschaft erst, was man hat, wenn es weg ist, schätze ich.
    Sicher habe ich tatsächlich den einen oder anderen Auftrag eingebüßt, weil ich nicht auf den üblichen Wegen erreichbar war. Ärgerlich. Umblättern und weiter geht’s.
    Auch war ich froh, dass ich meinen Unterricht schon Ewigkeiten im Voraus vorbereitet hatte. Nicht weil ich dachte, dass sich das mit der Internetlosigkeit dermaßen hinzieht, sondern weil ich mir des Umzugs wegen Freiraum schaffen wollte.
    Natürlich brauche ich zur Unterrichtsvorbereitung kein Internet. Im Grunde. Das geht schon auch ohne.
    Aber mit ist es bequemer. Einfacher. Schneller.
    Das Problem ist aber, dass das Argument "Früher ging's auch ohne Telefon und Internet" aus dem Grunde zwar prinzipiell nicht falsch, aber doch in gewisser Weise wertlos ist, weil heutzutage alle Welt erwartet, dass man Telefon und Internet besitzt.
    Und wenn nicht? Dann ist man lahm gelegt. Der eine Sohn kann seine Hausaufgaben für den Musikunterricht nicht machen, weil die mittlerweile per Computer aufgenommen und per Sound-Datei-Anhang an den Lehrer geschickt werden, der andere muss zusehen, wo er die aktuellsten Zahlen der Bevölkerungsentwicklung in Usbekistan herbekommt.
    Wenn in der Schule etwas passiert, kann man nicht informiert werden, weil in unserem besonderen Fall auch noch das Handynetz so gut wie nicht-existent ist.
    Die Weihnachtsgeschenke hatte ich zum Glück schon besorgt, sonst hätte ich mir – Himmel hilf – da auch noch etwas einfallen lassen müssen. Von den regelmäßigen Besuchen auf der Bank und den Schreibkrämpfen vom Ausfüllen der papierernen Überweisungsträger ganz zu schweigen.
    Die Leidensfähigkeit lässt ganz schön nach ...

    So, nun bin ich das auch alles losgeworden. Ich hoffe, ich kann das in einer kleinen Weile ganz entspannt noch einmal lesen und dann herzlich darüber lachen.
    Oder es kann jemandem helfen, der in der gleichen Situation ist – und ich weiß, gerade in diesem Moment IST jemand in der gleichen Situation! - und ihm sagen: Wir haben sie überlebt, die telekommunikationslose Zeit, und es gibt ihn wirklich, den Techniker mit der pavianarschfarbenen Majuskel!

    Irgendwo da draußen ...


* * * * * * * * *

    Vielen Dank an Antonio Carlos Jobim für die Pausenmusik und an Dieter Hallervorden für die Namen der Mitarbeiter des Konzerns mit der … na, Ihr wisst schon!

    Danke an meine drei Mitstreiter und Mitausharrer. Wir haben's geschafft, und am Abend gab es tatsächlich 'ne Flasche Schampus!

    Mein besonderer Dank gilt aber allen, bei denen ich mich seit Mitte November ausgejammert habe.

    Vor allem so gut wie jedem in unserem Dörfchen möchte ich danken für die Geduld und das Durchhaltevermögen, meine Gegenwart trotz meiner nicht gerade guten Laune und der andauernd im Hintergrund schwelenden Anspannung ertragen zu haben. Ich weiß, ich hätte wirklich zeitweise ein etwas erträglicherer Zeitgenosse sein können. Ich hab's zumindest versucht.
    Ich verspreche: Bei den nächsten Adventsfenstern bin ich besser drauf!

    Danke für Eure eigenen Erfahrungsgeschichten und -geschichtchen, die mich davor bewahrt haben, im Verfolgungswahn zu versinken.
    Ich war also zu keinem Zeitpunkt ein Einzelfall! "Sie" waren nicht wirklich hinter mir her!

    Danke für die Tipps und Visitenkärtchen, die Telefonnummern, hinter denen sich möglicherweise hilfreichere Geister verbergen könnten als bei der Hotline des Horrors.

    Danke für die in unserem Namen abgeschickten E-Mails und das Gefühl, dass wir nie alleine waren.

    Und ein großes Dankeschön an unseren Ortsvorsteher, der sich mit uns in die Windmühlenflügel gehängt hat.

    Wir sind endlich zu Hause!


Copyright alle 6 Teile Esther Koch 17.01.2013

Montag, 21. Januar 2013

Die pavianarschfarbene Majuskel – Teil 5: Als ob es das schon gewesen wäre ...

Kein Anschluss unter dieser Nummer? Doch, mit der Vorwahl: Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4!)

    Dummerweise stellte sich im Laufe der weiteren Stunden heraus, dass zwar das Telefon schon, das Internet aber noch längst nicht tat, was es sollte, nämlich uns Zugang gewähren.

    Wir harrten den restlichen Tag aus in der Hoffnung, dass auch das möglicherweise noch freigeschaltet werden müsste.
    Am Abend begannen wir sicherheitshalber aufs Neue unseren gewohnten Hotline-Spießrutenlauf.

    Immerhin landeten wir jetzt schneller bei der Technik selbst, anstatt wie früher stundenlang mit irgendwelchen Vertrieblingen diskutieren zu müssen. Das geschah zwar nicht mehr am selben Abend, weil die Technik täglich irgendwann im wohlverdienten Feierabend verschwindet, aber am nächsten Morgen noch vor 9 Uhr erreichte mich ein Anruf mit der Frage, ob das Problem denn noch bestehe.
    Selbstverständlich tat es das, also werde man die Leitungen prüfen und sich dann wieder melden.
    Um 11 läutete das Telefon – immer noch ein Geräusch, an das wir uns heute noch wieder zu gewöhnen versuchen.
    Allerdings handelte es sich nicht um die Technikabteilung, sondern um ein Umfrage-Unternehmen.

    Das war einer dieser Momente, in denen man sich fragt, ob man eventuell im falschen Film sitzt. Eine Telefonnummer, die noch keine 24 Stunden alt ist, und schon hat man die Umfrage-Fritzen dran, die einem Wein oder Immobilien andrehen wollen.
    Falsch gedacht!
    Viel besser!
    Der Anrufer erklärte, er führe eine Umfrage durch … im Auftrag der Pavianmajuskel! Er wolle wissen, wie zufrieden ich mit den Leistungen des gestern bei uns gewesenen Technikers sei …
    Daraufhin fragte ich nicht mehr mich, sondern ihn, ob ich im falschen Film säße.
    In Anbetracht der Tatsache, dass das Internet noch nicht funktioniere, obwohl es das eigentlich sollte, gab ich unserem Technikbesuch, sagen wir, nicht gerade die Bestnote, wollte ihn aber nicht komplett in den Boden stampfen, denn erstens war er immerhin mal aufgetaucht, und zweitens konnte ich ja noch gar nicht sagen, ob er überhaupt die Schuld an besagter Nicht-Funktion trug.

    Kurz nach Mittag gab ich dem Drängen meines Erstgeborenen nach, doch selbst noch einmal bei den Herrschaften nachzuhaken, wo es denn hänge.

    Leute, hört öfter mal auf Eure Kinder! Denn ich erfuhr, dass tatsächlich noch gar nichts bezüglich unserer Angelegenheit unternommen worden war! Wer weiß, wie viel Zeit wir diesmal in der Warteschleife gefristet hätten...

    Man prüfte und stellte fest, es liege eine Sperre auf unserem Anschluss, welcher Art diese auch immer sein möge.
    Daher leitete man mich weiter an die Person, mit der ich daraufhin das angenehmste Gespräch der vorausgegangenen zwei Monate führte.
    Dieser Herr - nennen wir ihn Hahn (Name von der Redaktion geändert!) - sprach mit mir insgesamt anderthalb Stunden, mit Unterbrechungen, in denen er nach den zwei Routern googelte, die wir besitzen, was wir selbst ja bekanntermaßen nicht tun konnten, und von denen der Techniker des Vortages behauptet hatte, wir könnten sie hundertprozentig benutzen.
    Bei dem einen hatte er schließlich Recht gehabt, beim anderen lag er komplett falsch, was bei Herrn Hahn zu ebenso viel Kopfschütteln führte (stelle ich mir zumindest vor, ich konnte ihn ja nicht sehen – ohne Internet kein Facetime …) wie die Tatsache, dass Herr Vortagstechniker uns verlassen hatte, ohne den DSL-Anschluss zu testen, was er, nach Aussage von Herrn Hahn eigentlich sogar explizit in meinem Beisein hätte machen müssen.
    Ich beschrieb anschließend Herrn Hahn die gesamte durchgeführte Installation inklusive weißer Kabel mit verschiedenartig schwarzgestrichelten roten Adern und fühlte mich wie bei einer per Funk angeleiteten Bombenentschärfung.
    "Den roten Draht oder den roten? Oder eher den roten?"

    Schließlich hatte er dann aus der Ferne alles getan, was zu tun möglich war, und es blieb ihm nichts übrig, als mir für den Freitag einen weiteren Technikerbesuch zu versprechen.
    Nebenbei erwähnte er noch, dass wir für ein paar Euro mehr im Monat ein Tarifpaket buchen könnten, bei welchem wir nicht nur Service innerhalb von 8 anstatt 24 Stunden erwarten dürften, sondern auch einen Anspruch auf Schadenersatz hätten, falls mir mal wieder durch Pavianarschschlamperei ein Auftrag über mehrere hundert Euro durch die Lappen gehen sollte.

    Da stellt sich mir die Frage, warum das vorher noch niemand erwähnt hatte, zum Beispiel als ich darauf hinwies, dass ich finanzielle Verluste machen würde, wenn die Sache nicht schnell erledigt würde. (Leider blieb das keine hysterische Schwarzmalerei meinerseits, sondern ist tatsächlich eingetreten.)     Warum nur wurde mir das verschwiegen? Ich frage mich wirklich ...

    Erneut bat ich darum, dass wir nicht über das Handy, sondern per endlich vorhandener Festnetznummer angerufen würden, falls der Techniker am Freitag wieder den Drang verspüren sollte, sich telefonisch anmelden zu wollen, bedankte und verabschiedete mich vom freundlichen und kompetenten Herrn Hahn. Möge die Macht auch weiterhin mit ihm sein!

    Den Rest mache ich kurz: Den angekündigten Techniker bekamen wir nie zu Gesicht!

    Das war aber nicht weiter schlimm. Wir erhielten mehrere (Festnetz-)Anrufe von ihm, zwischen denen er die Sache von auswärts in Ordnung brachte.
    Ergo wurden wir am Freitag, den 11. Jänner 2013, um die elfte Stunde (döffdääh!), zwei Monate und zwei Tage nach unserem unschuldigen Umzugsauftrag beim Konzern mit der pavianarschfarbenen Majuskel, wieder komplett Teil der virtuellen Welt.

    Meinen Erstgeborenen habe ich seitdem nicht mehr gesehen.



*Fazit folgt hier*

Sonntag, 20. Januar 2013

Die pavianarschfarbene Majuskel – Teil 4: Schwere Geburt

(Worum geht's hier? Das erzählen Euch Teil 1, Teil 2 und Teil 3.)


    Weihnachten kam, Silvester ging.

    Zwischenzeitlich hatten wir eine Auftragsbestätigung mit angekündigter Leistungsausführung am 3.1.2013 erhalten.

    Für Hausnummer 12 …

    Geschwächt vom Energieverlust zogen wir ernsthaft in Betracht, das Schreiben einfach zu ignorieren und uns stattdessen ein paar schicke Urwaldtrommeln zu besorgen.
    Mit geballter Weihnachtsurlaubspower gelang es aber meinem Ehemann, ein Schreiben aufzusetzen, das den korrekten Sachverhalt, unsere bescheidenen Forderungen und ein paar gezielt-gesalzene Drohungen miteinander derart in Einklang brachte, dass wir eine Nachricht erhielten, die ein neues Datum enthielt, nur wenig später als das vorherige, an welchem nun aber wirklich echt tatsächlich endlich ein Techniker bei uns vorbei schauen sollte.
    Leider folgte dieser Nachricht keine weitere, als Bestätigung vielleicht, so mit Uhrzeit und Strafandrohung im Falle unserer Abwesenheit.
    Also wählte ich sicherheitshalber am Freitag vor dem angekündigten Datum zum – wie ich hoffte – letzten Mal – meine Lieblingsnummer.
    Man VERSICHERTE mir, der Techniker käme. Und zwar zwischen 12 und 18 Uhr …
    Es lebe das Zeitfenster! Gut dass man nichts Anderes zu tun hat, nicht wahr?
    Eine Erklärung dafür, warum wir nicht noch eine schriftliche Bestätigung erhalten hätten, konnte man mir auch nicht geben. Es sei schon in der Tat etwas verwunderlich … aber ich könne mich darauf verlassen, dass der Techniker wirklich käme, das könne er hier sehen.
    Leider vergaß ich, den netten Mitarbeiter des Konzerns mir der pavianarschfarbenen Majuskel zu fragen, wo er denn seine Kristallkugeln kauft und warten lässt …

    Der Montag kam, es wurde 12. Ich ließ das Fenster zur Straße kaum aus den Augen, da wir ja immer noch keine Klingel hatten, in Ermangelung eines Außenputzes überhaupt. Erst Putz, dann Elektriker. Klar, oder?
    Irgendwann wagte ich, den Raum zu verlassen und kam auf den Gedanken, mich dem Mobiltelefon zu nähern, das ein Stockwerk höher am einzigen – bei passender Windrichtung – empfangsbereiten Fenster lag ….

    Ganz offensichtlich hatte mich eine gewisse 0800er-nummer SECHSMAL versucht, anzurufen! Selbstverständlich erfolglos, da Mobiltelefone in unserem Haus aus bereits erwähnten Gründen höchstens beim 687. Anruf überhaupt einen hörbaren Mucks von sich geben. Lediglich die Tatsache, dass wohl jemand angerufen hat, wird auf dem Display schweigend angezeigt.
    Also rief ich zurück und wurde – immerhin – mit dem Disponenten verbunden. Der erzählte mir, dass die Techniker immer vorher anrufen ….

    Ich darf bitte noch einmal folgenden Standardsatz, der sich auf gewissen Schreiben eines gewissen Konzerns befindet, in Erinnerung rufen?
    "Sollte unser Technischer Service Sie zum vereinbarten Termin nicht antreffen, stellen wir Ihnen die Anfahrtspauschale sowie gegebenenfalls weitere anfallende Serviceleistungen in Rechnung."
    Ich war also selbstverständlich zu Hause. Wiederum nicht, weil mich dieser Satz eingeschüchtert hatte, sondern weil ich – voldemortnocheins – endlich diesen Albtraum beendet haben wollte!!

    Heute habe ich im Radio gehört, dass der Konzern mit der pavianarschfarbenen Majuskel 1200 Stellen streicht, um diverse Milliönchen einzusparen!

    Warum denn das?
    Wäre es nicht viel besser, seine Kunden sofort zu bedienen? An uns jedenfalls haben die in den vergangenen zwei Monaten nichts verdient. Keine Telefongebühren, nichts heruntergeladen, gar nichts.

    Zudem wäre mein ernstgemeinter Vorschlag folgender:
    Hört auf so sinnlos da herum zu drohen! Kündigt Euch schriftlich an, steht vor der Haustür, und wenn der Kunde es dann tatsächlich nicht nötig haben sollte, daheim zu sein, dann hat er eben Pech gehabt, und Ihr könnt Anfahrtspauschalen und Serviceleistungen in Rechnung stellen! Das bringt Moneten und Ihr müsst keine Leute entlassen!

    Umgekehrt: Die rufen an, weil sie damit RECHNEN, dass die Leute möglicherweise nicht daheim sein könnten. Das spart natürlich Benzin und Fahrzeugverschleiß. Aber dann kann man sich auch den Lasertoner für diesen Absatz sparen!

    Jedenfalls hatte der Mensch versucht, mich auf dem Handy anzurufen. Und glauben Sie mir, ich habe bei jedem einzelnen Gespräch erwähnt, dass wir mobilmäßig auf dem Trockenen sitzen. Ich bin sogar mal gefragt worden, ob sie uns nicht einen Mobilen Surfstick für die Übergangszeit zur Verfügung stellen sollen. Aber ob das mal EINER in unsere fette Akte hätte eintragen können? Nö.

    Mittlerweile hatte er aufgegeben und den Termin auf den nächsten Tag verschoben!
    Alles Schimpfen und Schreien und die Unlogik vor Augen Halten hat nichts genützt. Es war ihm scheißegal, dass ich, wenn man mir in Aussicht stellt, endlich zu bekommen, was ich seit zwei Monaten will, selbstverständlich anwesend bin!
    Vermutlich sollte ich demütig-dankbar sein, dass man mich bereits am nächsten Tag wieder aufzusuchen gedachte und nicht sonstwann!
    Wenigstens wollte sich der Disponent notieren, dass der Techniker bitte NICHT erst anrufen, sondern einfach AUFKREUZEN sollte!
    Außerdem beschwerte er sich darüber, dass er doch nur am Ende der Kette saß und gar nichts dafür könne, dass ich zwei Monate hätte warten müssen. Er sei ja immer derjenige, der alles abbekäme.
    Tja, das ist wohl Berufsrisiko, schätze ich, wenn man sich mit dem Konzern mit der pavianarschfarbenen Majuskel einlässt! Seine Mami hat ihm wohl nicht beigebracht, dass man so liegt, wie man sich bettet …

    Am nächsten Tag ging meine Rechnung auf. Sicherheitshalber hatte ich das Fenster zur Straße sperrangelweit aufgerissen, und es geschafft, dem Mobiltelefon immerhin einen Balken auf der Netzskala zu entlocken. Man konnte ja nie wissen ...
    Aber es klingelte nicht.
    Stattdessen fuhr ein schicker silberner Wagen mit pavianarschfarbenen Verzierungen und Münsteraner (!) Kennzeichen vor! Unglaublich!
    Ich stürzte hinaus, damit er sich ja nicht wieder aus dem Staub machte, und führte ihn an den Ort seiner geplanten Tätigkeit, entschlossen, ihn notfalls im Technikraum einzuschließen, falls er auf Fluchtgedanken kommen sollte.
    Er war davon überzeugt, dass unser Auftrag hier der am schnellsten zu erledigende dieses Tages sein würde.
    Kein Kommentar!
    Es sollte anders sein.
    Einen Router hatte er selbstverständlich nicht dabei, den hätten wir wohl nicht bestellt. Komisch nur, dass mir sein Disponent am Telefon tags zuvor versichert hatte, im Notfall hätte der Techniker immer einen Ersatzrouter dabei, den man zunächst mal konfigurieren und später umtauschen könne ...

    Zudem war offensichtlich ein dafür überhaupt nicht zuständiges anderes Handwerkerteam in unserem Haus leider auf den Gedanken gekommen, das frei aus der Decke hängende und auf seine Bestimmung wartende Telefonkabel einfach abzuschneiden. Das war nun also viel zu kurz …
    Fluchend begab er sich daher zurück ans Auto, holte diverse Meter Kabel und begann mit der Fädelarbeit.

    Ich für meinen Teil bewies erneut, dass ich mich nicht als Racheengel eigne und bot ihm einen Kaffee an.
    In den ich nicht – wie ich mir ursprünglich ausgemalt hatte – hineinspuckte.
    Wirklich nicht!
    Ganz ehrlich jetzt!

    Zwischendurch verkündete er immer mal wieder, dass er schon viel zu lange hier sei, und dass das ja eigentlich gar nicht seine Aufgabe sei.
    Falls unser Bauleiter das hier liest: DAS hatte ich nämlich eigentlich auch gedacht, und mich deshalb sofort an Sie gewandt, gell?
    Plötzlich verabschiedete er sich, kramte sein Zeug zusammen und kündigte einen Anruf in etwa einer halben Stunde an, wenn er den Telefonanschluss freigeschaltet habe.
    Außerdem sei er ja viel zu lange da gewesen …

    Ich konnte es nicht glauben!
    Telefon? Tatsächlich?
    Tatsächlich klingelte das Telefon irgendwann, und der Techniker erklärte, es sei jetzt freigeschaltet.
    Sofort stürzte mein Sohn an den Apparat und rief seinen besten Freund an.

    Womit wir wieder für eine ganze Weile nicht erreichbar waren ...



*Fortsetzung folgt hier*

Samstag, 19. Januar 2013

Die pavianarschfarbene Majuskel – Teil 3: Sind wir schon wieder umgezogen?

(Hier sind Teil 1 und Teil 2)

    Zwischenzeitlich hieß es bezüglich der Leitungen noch, es seien zwar Leitungen da, aber noch von einem anderen Anbieter belegt und noch nicht von diesem freigegeben. Blablablabla.
    Wieder bestätigten uns Dorf und Stadt, dass GENÜGEND Leitungen vorhanden seien. Wir müssten also definitiv NICHT auf die Gnade irgendwelcher anderer imaginärer Pavianarschkonkurrenten hoffen!

    Eines Tages flatterte eine neue Auftragseingangsbestätigung herein. Man prüfe, bis zu welchem Termin alle technischen Ressourcen zur Ausführung unseres Auftrages für die Fügestrassennamendeinerwahlhierein Nr. 12 vorhanden seien, und wir würden dann Bescheid erhalten.
    Schön für das Haus Nummer 12. Dumm nur, dass wir in Nummer 15 wohnen – wie auch in der Anschrift des Schreibens deutlich zu sehen. Was sollten wir also mit einem Anschluss in Nummer 12?
    Aber angeblich hätten wir einen solchen Auftrag am 10. Dezember erteilt. Also … ICH war das NICHT! Daher ...

    "Täglich träumt im weißen Sande …."
    "Guten Tag, mein Name ist Flötenkönig. Was kann ich für Sie tun?"
    Ich erkläre die Lage.
    "Sagen Sie mir mal bitte die Kundennummer?"
    "2718281828459045235"
    "Und wo ist jetzt genau das Problem?"
    "Also, abgesehen davon, dass wir seit sechs Wochen hier ohne Internet UND TELEFON sitzen, und ich hier in der Kälte halb aus dem Fenster hänge, weil der Handyempfang kacke ist, hänge ich leider in Nummer 15 aus dem Fenster, und es interessiert mich herzlich null, dass Sie uns in Nummer 12 einen Anschluss legen wollen."
    "Hm, ist das vielleicht ein Mehrfamilienhaus?"
    "WAS ZUM …? Nein! Und selbst dann wäre es IMMER NOCH DIE 15!!"
    "Oder vielleicht ein Wohnblock, in dem der Anschluss in einem der anderen Häuser liegt?"
    "Nein. Ein Einfamilienhaus. Von Anfang an mit der Nummer 15! Das dürften Sie sehen, wenn Sie mal einen Blick auf die früheren Geschehnisse unter dieser Kundennummer werfen. Ich weiß, die Datei dürfte mittlerweile ein Terabyte groß sein, aber ..."
    "Ah, okay. Sie wohnen also jetzt in der 12?"
    "NEIN, in der 15!!"
    "Gut, dann ändere ich das hier."
    "Danke."

    Am nächsten Tag flatterte eine weitere Auftragseingangsbestätigung herein. Man prüfe, bis zu welchem Termin alle technischen Ressourcen zur Ausführung unseres Auftrages vorhanden seien, und wir würden dann Bescheid erhalten.
    Kommt Euch bekannt vor? Jaaaa, natürlich, denn der Inhalt des Schreibens war mit dem des vortagigen identisch. Der einzige Unterschied war das Datum. Leider nicht die Hausnummer. Derzufolge wohnten wir immer noch in der 12.
    Aber Moment! Eine neue Auftragsnummer gab es auch! Für den gleichen, angeblich am 10.12.2012 erteilten Auftrag.
    Also …

    "Guten Tag. Blablabla. Damit wir sie mit dem passenden Gesprächspartner verbinden können, nennen Sie uns bitte den Grund Ihres Anrufs. Sagen Sie zum Beispiel 'Umzug' oder 'Störung'."
    "Ihr seid zu doof und das Ganze kotzt mich an!"
    "Danke. Nennen Sie nun noch die Rufnummer, um die es geht."
    "Nullhundertneunzigzwölfmaldiesechs!"
    "Danke. Wir verbinden Sie gleich mit dem nächsten freien Mitarbeiter."
    "Freier Mitarbeiter. Dass ich nicht lache. Wären das freie Mitarbeiter, würden sie sich mehr Mühe geben. So hocken sie Tag ein, Tag aus auf ihren gepolsterten, pavianarschfarbenen Bürostühlen und ..."
    "Zur Überprüfung der Servicequalität zeichnen wir vereinzelt Gespräche auf. Wenn Sie mit einer solchen Aufzeichnung einverstanden sind, sagen sie bitte 'Ja'."
    "Da kannst du einen drauf lassen! Ich kann nur hoffen, dass sich das auch mal einer anhört!"
    "Vielen Dank. Wir werden Sie mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbinden. Bitte halten Sie Ihre Kundennummer bereit."
    "Täglich träumt im weißen Sande …."
    "Guten Tag, mein Name ist Bamberger. Was kann ich für Sie tun?"
    "Aufhören, mir das Leben schwerzumachen?"
    "Sagen Sie mir mal bitte die Kundennummer?"

    Es folgte ein hässliches Geplänkel mit einem ruhrpottbewohnenden "freien" Mitarbeiter, der sich wohl eines schönen Morgens geschworen hatte, sich nicht mehr ohne Widerworte von den Kunden beschimpfen zu lassen.
    Aus diesem Gespräch ging ich wenigstens mit der Kenntnis einer völlig anderen Telefonnummer heraus, die mich mit jemandem verbinden sollte, der uns angeblich nun jetzt aber wirklich endlich würde helfen können.

    Nein, keine geschlossene Psychiatrische Institution.

    Ich sprach mit einer netten Dame aus der Technischen Abteilung, die sich tatsächlich erst einmal die Mühe machte, unsere ellenlange Akte zu lesen. Sie drückte mir ihr Mitgefühl aus und bestätigte mir, dass wenige Minuten zuvor, TATSÄCHLICH die Hausnummer unseres Anschlusses von 12 auf 15 zurückgeändert worden war. Wenige Minuten zuvor! Nicht einen Tag vorher, als der andere Mensch mir sagte, er werde es sofort ändern …
    Die Dame versprach mir, sich sofort zu kümmern und auch dranzubleiben, damit wir endlich wieder an der Welt teilhaben könnten.
    Ich kann nicht sagen, ob auch ihre Versprechungen nur Schall und Rauch waren, denn spürbare Konsequenzen gab es zunächst nicht. Andererseits hege ich die Vermutung, dass sie tatsächlich etwas unternommen hat, sonst wären wir wohl bis zum heutigen Tage immer noch leitungslos ...


*Fortsetzung folgt hier*

Freitag, 18. Januar 2013

Die pavianarschfarbene Majuskel – Teil 2: Dienstleistungsodyssee

 hier(Fortsetzung von Teil 1:)


    Am 9. November vergangenen Jahres stellten wir einen Antrag auf Umzugsservice und erhielten die erste Bestätigung unseres Auftrages kurz darauf noch vom selben Tag datiert.
    Ja, wir wollten ganz unschuldig und nichtsahnend umziehen. Von einer Mietwohnung in ein etwas geräumigeres Domizil im selben Dorf. Die Entfernung zwischen beiden beträgt ungefähr vierhundert Meter. Eine der Eulen, die wir des Nachts im Wald miteinander plaudern hören können, würde vermutlich nicht mehr als 10 Sekunden benötigen, um auf direktem Weg vom einen zum anderen zu fliegen.
     Genauso unschuldig und nichtsahnend dachten wir, der vom Konzern mit der pavianarschfarbenen Majuskel angebotene Umzugsservice wäre doch ganz schick, da könnten wir sogar unsere Rufnummer behalten.
    Wir haben von Fällen gehört, da hat das sogar funktioniert. Ich kenne ein nicht-imaginäres (!) weibliches Wesen, welches bereits mindestens zweimal in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren umgezogen ist und trotzdem immer noch die allererste Telefonnummer besitzt, die sie mir dereinst bei einem Glas Guinness nach einer Stunde unseres irisch-gälischen Sprachkurses genannt hat.

    Irgendwann im vergangenen Jahrtausend.

    Wenige Tage später erhielten wir eine hoffnungschürende Auftragsbestätigung, datierend 12. November, mit Datumsnennung - eine knappe Woche in der damaligen Zukunft - an welchem der Techniker uns in die Welt der Kommunikation zurückführen werde.
    Ach ja, folgende kleine Tatsache möchten wir bitte in den nächsten Minuten immer im Gedächtnis behalten: Das ABSCHALTEN von Telefon und Internet zum genannten Datum unseres Auszuges hat übrigens perfekt funktioniert! Auf den Tag! Und die Rechnungen sind vorher auch immer pünktlich gekommen, und die Beträge wurden immer ohne jegliche Säumnis von unserem Konto abgebucht ...
    Wir waren also am angegebenen Tag im angegebenen Zeitfenster vor Ort. Immerhin war uns angedroht worden … ich darf mal zitieren:
    "Sollte unser Technischer Service Sie zum vereinbarten Termin nicht antreffen, stellen wir Ihnen die Anfahrtspauschale sowie gegebenenfalls weitere anfallende Serviceleistungen in Rechnung."
    So. Wir waren also vor Ort. Nicht aus Angst vor der angedrohten Strafe, sondern, naja, einfach weil wir ein berechtigtes Interesse hatten, dass der Techniker das Haus betreten und uns mit Kommunikationsfähigkeit ausstatten kann!
    Und wer tauchte nicht auf? Sagen wir es zusammen? Der Techniker des Konzerns mit der pavianarschfarbenen Majuskel! Natürlich. Einfach so. Ohne Erklärung.
    Also hängten wir uns aus dem Fenster in den Sehrspätherbstwind hinaus und wählten – zum ersten von bisher ungefähr eintausendsiebenhundertachtundzwanzig Malen – eine gewisse 0800er-Nummer. Eine andere gibt es ja nicht. Für ganz Deutschland.
    Und der Alptraum nahm seinen Anfang. Sinngemäß ...

    "Guten Tag und herzlich willkommen beim Kundendienst des Konzerns mit der pavianarschfarbenen Majuskel. Um Sie mit dem passenden Berater verbinden zu können, nennen Sie uns bitte den Grund Ihres Anrufs. Sagen Sie zum Beispiel 'Umzug' oder 'Störung'. Oder nennen Sie einen anderen Grund für Ihren Anruf."
    "Umzug!"
    "Danke. Nennen Sie nun noch die Rufnummer, um die es geht."
    "Nullachtfuffzehnsechsausneunundvierzig!"
    "Danke. Wir verbinden Sie gleich mit dem nächsten freien Mitarbeiter.
Damit Sie nicht merken, dass uns das eigentlich egal ist, zeichnen wir zur Überprüfung der Servicequalität vereinzelt Gespräche auf. Wenn Sie mit einer solchen Aufzeichnung einverstanden sind, sagen sie bitte 'Ja'."
    "JA!"
    "Vielen Dank. Wir werden Sie mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbinden. Bitte halten Sie Ihre Kundennummer bereit."
    "Täglich träumt im weißen Sande, der Boy von Ipanema am Strande …."
    Fünf bis zehn Minuten später …
    "Guten Tag, mein Name ist Meisenkaiser. Was kann ich für Sie tun?"
    "Naja, wir haben hier eben zwei Stunden lang auf Ihren angekündigten Techniker gewartet, aber der ist nicht gekommen."
    "Sagen Sie mir mal bitte die Kundennummer?"
    "314159265358979323846."
    "Danke … ah … ja … öm … hatten Sie da eine Auftragsbestätigung erhalten? Ah, ich seh schon, ja."
    "Klar hatten wir da eine Auftragsbestätigung erhalten. Mit Datum und Uhrzeit und Strafandrohung, falls wir nicht da sein sollten."
    "Naja, aber … ..."
    "Was denn, 'aber'?"
    "Naja, für die von Ihnen angegebene Adresse ist gar keine freie Leitung vorgesehen."
    "Was soll das heißen 'keine freie Leitung vorgesehen'????"

    Hier sei angemerkt, wir sind in ein quasi Neubaugebiet gezogen. Es ist richtig, dass Telefon- und erst recht Internetleitungen für diesen Bereich etwas spärlich vorhanden waren. Bis zum vergangenen Sommer, als ich mit eigenen Augen gesehen habe, dass Techniker (es gibt sie also tatsächlich! Wenigstens einen oder zwei) vom Konzern mit der pavianarschfarbenen Majuskel die Straße aufgerissen und Leitungen zwischen betreffenden Kästen hin und her gezogen haben.
    Mittlerweile haben uns sowohl unsere Ortschaftsverwaltung als auch die zuständigen Stellen der Kreisstadt, zu der wir gehören, mehrmals bestätigt, dass die Leitungen da sind!

    "Nun, es sind für Ihr Haus keine freien Leitungen verfügbar."
    "Das ist Quatsch! Natürlich sind da Leitungen verfügbar."
    "Nein, es sind keine Leitungen ..."
    "Klar sind da Leitungen …"

    Und das ging eine Weile so hin und her. Offensichtlich hatte dem Computer niemand gesagt, dass sich die Leitungen auf wundersame Weise vermehrt hatten, und leider ist ja offensichtlich der Computer der einzige Mitarbeiter des Konzerns mit der pavianarschfarbenen Majuskel, der das gesamte Wissen besitzt. Dass dieses möglicherweise eventuell vielleicht unvollständig sein könnte, wird von den menschlichen Mitarbeitern, wenn man sie darauf anspricht, angezweifelt und vehement bestritten.
    Es ging eine Woche und der Gewaltteil des Umzugs (also der mit den schweren Möbeln – Danke an Torsten und Bernd! Und an die Handwerker, die zeitweise ihre Schraubendreher und Pinsel beiseite gelegt und mal eben mit angefasst haben!) ins Land. Ohne weiteres Lebenszeichen vom Konzern mit der pavianarschfarbenen Majuskel.
    Also begannen wir, im Zweitagesrhythmus die 0800er-Nummer zu wählen. Ich kann nur hoffen, dass es einige von unseren Gesprächen waren, die da zur Überprüfung der Servicequalität aufgezeichnet wurden.
    Servicequalität. Aaah ja.
    Nun denn, wie ging der … Service wohl weiter?
    Es wurde uns des öfteren mitgeteilt, dass keine Leitung vorhanden sei. Bis zu jenem einen Tag, an dem wir endlich an einen Mitarbeiter gelangten, der versicherte, es seien Leitungen da, und er werde der Sache nachgehen. Diese Versicherung war ebenso konsequenzenreich wie der Furz eines Flohs, der sein Lager neben der Bürzeldrüse eines Rhinoplaxil vigil aufgeschlagen hat.
    Beim nächsten Anruf wurde wieder behauptet, es gebe KEINE Leitungen … Wer die wohl über Nacht wieder geklaut hatte?
    Der Mitarbeiter zwei Tage später konnte mir meine Frage, wer genau mich denn da verarsche, da es ja wohl kaum gleichzeitig eine Leitung und keine Leitung geben könne, leider nicht zufriedenstellend beantworten. Aber er versprach, eine Mail an den zuständigen Sachbearbeiter zu schicken.
    Es gibt da EINEN ZUSTÄNDIGEN Sachbearbeiter? Je nach Lesart kämpft in mir die Erkenntnis über die Quelle der Unfähigkeit mit dem Nicht-glauben-wollen, dass da tatsächlich jemand zuständig sein könnte.
    Aber selbst zwischen Zuständigkeit und Ahnung liegen ja noch Galaxien!

    Inzwischen hatten wir – angeregt durch eine Hotline-Dame – den Versuch des Umzugsauftrages zu Grabe getragen.    

    "Die Rufnummer, die Sie da angegeben haben, ist aber noch nicht freigegeben."
    "Wieso sollte die denn auch freigegeben werden? Das ist doch unsere Nummer und soll es auch bleiben! Um-zugs-service! Verstehen Sie?"
    "Da scheint aber das Problem zu liegen. Wollen Sie die Nummer unbedingt behalten, oder könnten Sie auch eine neue Nummer bekommen?"
    "Wir nehmen von mir aus auch eine neue Nummer, wenn das die Sache endlich in Gang bringt."
    "Okay. Dann storniere ich jetzt Ihren Auftrag."
    "Wie ... stornieren?"
    "Ich muss Ihren Auftrag dann jetzt erst mal stornieren."
    "Das heißt, die ganze Chose geht von vorne los?"
    "Also, erst mal muss ich Ihren Auftrag stornieren."
    "Heißt das, es geht wieder von vorne los??? Mit der wochenlangen Warterei und so?"
    "Naja, ich storniere Ihren Auftrag jetzt erst mal."
    "Irrgs …"
    "Und gebe dann einen neuen Auftrag ein."
    "Und dann passiert auch endlich wirklich was?"
    "Wir überprüfen dann, wann die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stehen."
    "…"

    Nicht 'ob' sie zur Verfügung stehen, sondern 'wann'. Das brachte mehr Unruhe als Entspannung. Und Ressourcen scheint nicht nur ein anderer Begriff für 'Leitungen' zu sein, sondern auch für Techniker und Hotlinemitarbeiterhirnmasse.
    Wir würden also eine neue Telefonnummer bekommen. Was soll's. Das haben wir schon des öfteren überlebt. Wenn wir nur endlich die Möglichkeit bekämen, diese Nummer auch zu nutzen …

*Fortsetzung folgt hier*

Donnerstag, 17. Januar 2013

Die pavianarschfarbene Majuskel – Teil 1: Offline-Freuden


    Kennen Sie Verzweiflung? Kennen Sie Frustration? Das Gefühl, ein einsames, kleines, hilfloses Blatt im Sturm höherer Gewalt zu sein? Natürlich kennen Sie das. Wer nicht? Auch ich kannte das alles bereits vorher schon.
    Aber die Dimensionen, welche Frustration und Verzweiflung annehmen können, mein lieber Herr Gesangverein, die überraschen einen doch manchmal.
    Wir schreiben den Abend des siebten Januar Anno Domini MMXIII. Das sollte eigentlich das progressive und zumindest technisch – wenn schon nicht menschlich – hoch entwickelte einundzwanzigste Jahrhundert sein.
    Und dennoch frage ich mich heute Abend endgültig, ob ich diesen Blogbeitrag, den ich gerade verfasse, jemals werde posten können. Von zu Hause aus. Denn von unterwegs, mittels meines angeblich Plug & Play-fähigen Internetsticks, der mittlerweile zunächst zweimal wieder deinstalliert werden muss, bevor er sich überhaupt selbst erkennt, und dann noch vier Anläufe benötigt, um eine Netzverbindung herzustellen, werde ich es nicht tun.
    Vermutlich werde ich den Beitrag ausdrucken, die Blätter zusammenrollen, in eine Flasche stecken und selbige in die Steina schmeißen. Das würde die Chancen, dass der Beitrag von irgendwem gelesen wird, um schätzungsweise 748 % erhöhen. Und wer die Ausmaße der Steina kennt, versteht auch die Ausmaße des Zynismus hinter dieser Aussage.
    Ich frage mich heute Abend, ob ich mich jemals wieder mit meinen Facebook-Freunden und -Bekannten, die ich nicht ohnehin schon vorher kannte, oder in den letzten sechzehn Monaten so gut kennengelernt habe, dass wir mittlerweile per SMS oder – aufgepasst! Brief!! - kommunizieren, austauschen werde.
    Das könnte ich natürlich beim mobilen Surfen machen. Einfach mal eine Zwischenmeldung auf meine Pinnwand... Einfach mal! Ha!
    Das mobile Surfen, das sich des Funktelefonnetzwerkes bedient, ist mehr als mühsam, wenn man sich als Lebensraum eine Umgebung ausgesucht hat, die mit einem solchen Netz nur spärlich gesegnet ist.
    Klartext: Daheim habe ich kaum bis gar keinen Handyempfang!
    Und wenn, dann nur in zwei Räumen des gesamten Gebäudes. Und dann nur bei offenem Fenster! Eine nette kleine Tatsache, wenn man die Jahreszeit bedenkt!
    Und wenn, dann schon gar kein D2-Netz! Das wusste ich zwar, als ich mir den mobilen Stick zulegte, welcher eben dieses Netz nutzt. Aber erstens dachte ich mir, mobiles Surfen brauche ich, wenn ich mobil bin. Unterwegs. Und nicht daheim. Wo ich jetzt schon seit zwei Monaten nicht mehr Surfen kann. Oder Aufträge entgegennehmen. Oder ähnlich unwichtiges Zeugs.

    Dank des Konzerns mit der pavianarschfarbenen Majuskel.

    Außerdem habe ich mich beim Kauf des Surfsticks leider von der Beraterin unseres nächstgelegenen Elektronikmarktes mit der Behauptung locken lassen, beim D2-Stick könne man sich auch mal nur für 15 Minuten einbuchen, was ja ganz nützlich wäre, wenn man nur eben mal etwas recherchieren möchte.
    Das hat sich allerdings entweder als Lüge oder als erste in einer langen, immer noch nicht endenden Reihe von Inkompetenzen entpuppt! Denn man muss sich für mindestens 24 Stunden und 2,99 € einbuchen. Natürlich kann man sich darauf auch einstellen und seine Recherchen entsprechend sammeln und planen. Aber damit war mein Hauptgrund, mich für D2 und gegen D1 zu entscheiden – welches mir vielleicht wenigstens noch die Möglichkeit gegeben hätte, daheim ins Netz zu gehen – komplett hinfällig.
    Das schottische Blut in mir verbietet mir übrigens, hinzugehen und zusätzlich nochmal 30 Euro für einen D1-Stick auszugeben.
    Hätte ich vorher auch nur geahnt, dass sich diese Story dermaßen ewig hinzieht, hätte ich meinem Blut eventuell gesagt, es solle die Klappe halten und sich um seinen eigenen Scheiß kümmern!
    Ich frage mich heute Abend, wen ich zuerst zu Gesicht bekommen werde: den Techniker des Konzerns mit der pavianarschfarbenen Majuskel oder den Osterhasen.

*Fortsetzung folgt hier*