Per Anhalter durch meine Galaxis - Gedanken und Geschichten nicht nur von dieser Welt

"The following statement is false:
The previous statement is true.
Welcome to our corner of the universe

Anonymous
Seefra Denizen
CY 10210"
(Andromeda: The Past is Prolix)

Dienstag, 22. Januar 2013

Die pavianarschfarbene Majuskel – Teil 6: Na und?

Lust auf die ganze Geschichte? Bitteschön: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5.


    Und was soll das Ganze? Haben wir was daraus gelernt? Haben wir's nicht doch irgendwie überlebt? Gibt's nicht genügend Menschen, denen es schlechter geht?
    Sicher. Wir hätten eher dankbar sein sollen, dass unsere Bleibe rechtzeitig vor Weihnachten – wie versprochen und gehalten – fertig geworden ist. Dass das Dach dicht ist und die Heizung funktioniert. Dass die Gipser das Haus nicht lila verputzt, sondern mit dem gewünschten Farbton versehen haben. (Ja, der war tatsächlich so gewünscht. Foto hier!) Dass der Familienvater eine Arbeit und wir Futter haben. Und Strom. Und Wasser. Fließendes! Sauberes!
    Man merkt in unserer Wohlstandsgesellschaft erst, was man hat, wenn es weg ist, schätze ich.
    Sicher habe ich tatsächlich den einen oder anderen Auftrag eingebüßt, weil ich nicht auf den üblichen Wegen erreichbar war. Ärgerlich. Umblättern und weiter geht’s.
    Auch war ich froh, dass ich meinen Unterricht schon Ewigkeiten im Voraus vorbereitet hatte. Nicht weil ich dachte, dass sich das mit der Internetlosigkeit dermaßen hinzieht, sondern weil ich mir des Umzugs wegen Freiraum schaffen wollte.
    Natürlich brauche ich zur Unterrichtsvorbereitung kein Internet. Im Grunde. Das geht schon auch ohne.
    Aber mit ist es bequemer. Einfacher. Schneller.
    Das Problem ist aber, dass das Argument "Früher ging's auch ohne Telefon und Internet" aus dem Grunde zwar prinzipiell nicht falsch, aber doch in gewisser Weise wertlos ist, weil heutzutage alle Welt erwartet, dass man Telefon und Internet besitzt.
    Und wenn nicht? Dann ist man lahm gelegt. Der eine Sohn kann seine Hausaufgaben für den Musikunterricht nicht machen, weil die mittlerweile per Computer aufgenommen und per Sound-Datei-Anhang an den Lehrer geschickt werden, der andere muss zusehen, wo er die aktuellsten Zahlen der Bevölkerungsentwicklung in Usbekistan herbekommt.
    Wenn in der Schule etwas passiert, kann man nicht informiert werden, weil in unserem besonderen Fall auch noch das Handynetz so gut wie nicht-existent ist.
    Die Weihnachtsgeschenke hatte ich zum Glück schon besorgt, sonst hätte ich mir – Himmel hilf – da auch noch etwas einfallen lassen müssen. Von den regelmäßigen Besuchen auf der Bank und den Schreibkrämpfen vom Ausfüllen der papierernen Überweisungsträger ganz zu schweigen.
    Die Leidensfähigkeit lässt ganz schön nach ...

    So, nun bin ich das auch alles losgeworden. Ich hoffe, ich kann das in einer kleinen Weile ganz entspannt noch einmal lesen und dann herzlich darüber lachen.
    Oder es kann jemandem helfen, der in der gleichen Situation ist – und ich weiß, gerade in diesem Moment IST jemand in der gleichen Situation! - und ihm sagen: Wir haben sie überlebt, die telekommunikationslose Zeit, und es gibt ihn wirklich, den Techniker mit der pavianarschfarbenen Majuskel!

    Irgendwo da draußen ...


* * * * * * * * *

    Vielen Dank an Antonio Carlos Jobim für die Pausenmusik und an Dieter Hallervorden für die Namen der Mitarbeiter des Konzerns mit der … na, Ihr wisst schon!

    Danke an meine drei Mitstreiter und Mitausharrer. Wir haben's geschafft, und am Abend gab es tatsächlich 'ne Flasche Schampus!

    Mein besonderer Dank gilt aber allen, bei denen ich mich seit Mitte November ausgejammert habe.

    Vor allem so gut wie jedem in unserem Dörfchen möchte ich danken für die Geduld und das Durchhaltevermögen, meine Gegenwart trotz meiner nicht gerade guten Laune und der andauernd im Hintergrund schwelenden Anspannung ertragen zu haben. Ich weiß, ich hätte wirklich zeitweise ein etwas erträglicherer Zeitgenosse sein können. Ich hab's zumindest versucht.
    Ich verspreche: Bei den nächsten Adventsfenstern bin ich besser drauf!

    Danke für Eure eigenen Erfahrungsgeschichten und -geschichtchen, die mich davor bewahrt haben, im Verfolgungswahn zu versinken.
    Ich war also zu keinem Zeitpunkt ein Einzelfall! "Sie" waren nicht wirklich hinter mir her!

    Danke für die Tipps und Visitenkärtchen, die Telefonnummern, hinter denen sich möglicherweise hilfreichere Geister verbergen könnten als bei der Hotline des Horrors.

    Danke für die in unserem Namen abgeschickten E-Mails und das Gefühl, dass wir nie alleine waren.

    Und ein großes Dankeschön an unseren Ortsvorsteher, der sich mit uns in die Windmühlenflügel gehängt hat.

    Wir sind endlich zu Hause!


Copyright alle 6 Teile Esther Koch 17.01.2013

Keine Kommentare: