Per Anhalter durch meine Galaxis - Gedanken und Geschichten nicht nur von dieser Welt

"The following statement is false:
The previous statement is true.
Welcome to our corner of the universe

Anonymous
Seefra Denizen
CY 10210"
(Andromeda: The Past is Prolix)

Sonntag, 6. Mai 2012

Sonntags-Pausen-Krimi 13: Allegorie

Allegorie

Grüß Gott. Ha. Da muss ich schon wieder lachen. Ist ja auch mein liebstes Späßchen. Denn wissen Sie, sobald ich das zu Ihnen sage, haben Sie gar keine andere Wahl mehr, als das auch zu tun. Ja, genau, grüßen Sie mir den guten, alten Herrn.
    Wobei, wenn ich mir Ihre Unterlagen so ansehe, könnte es auch durchaus möglich sein, dass Sie den anderen Typen grüßen müssen. Das wäre natürlich nicht so spaßig. Für uns beide. Für Sie sowieso nicht, und für mich nicht, weil ich's ihm nicht gönne.
    Warum schlottern Sie denn so? Heulen und Zähneklappern nützt Ihnen jetzt auch nichts. Dafür bin ich ohnehin die falsche Adresse. Da wenden Sie sich an meinen Kollegen Simon, der Sie einteilt.
    Ach, Sie wissen immer noch nicht, was ich eigentlich von Ihnen will? Ja, richtig, wie unhöflich von mir. Ich habe mich noch nicht einmal vorgestellt. Mal sehen. Schauen Sie, ich habe so viele Namen, da variiere ich gerne ein bisschen.
    Ich heiße Shinigami. Sagt Ihnen nichts? Vielleicht ein wenig zu exotisch. Manche nennen mich auch Ankou. Nein? Vielleicht Azrael? Schon eher? Am liebsten mag ich ja – passen's auf: Boanlkramer. Ha! Gut, oder? Sagen's DAS mal dreimal schnell hintereinander!
    Aber wenn ich als Thanatos unterwegs bin, dann können Sie froh sein, wenn ICH Sie finde, und nicht meine Schwester Ker. Das ist dann nämlich meistens eine ziemlich unappetitliche Angelegenheit.
    Richtig, die Verfahrensweise. Wie soll ich's denn bei Ihnen tun? Persönlich halte ich ja wenig von diesem ganzen Blutvergießen. Das schaut dann zwar spektakulär aus, aber wer soll denn die Sauerei wegmachen? Ich bin mehr für Herzstillstand. Sauber, schnell, geräuschlos. Meist ein Schock für die Umstehenden, aber glauben Sie mir, es ist schade, dass das niemand zu schätzen weiß.
    Ach ja, immer dieses Gemetzel und Geschnetzel. Was für eine Verschwendung, wenn man bedenkt, dass Ihr eigentlich eine ganz wunderbare Erfindung vom Chef seid.
    Sie können sich gar nicht vorstellen, was ich hin und wieder mit ansehen muss. Wie gerne würde ich manchmal den ganzen Krempel hinschmeißen, einfach meinen Hut nehmen. Hab's versucht. Aber ganz ohne Populationskontrolle geht's nun mal nicht. Und finden Sie in meiner Position mal 'nen Stellvertreter oder gar einen Nachfolger. Tse. Hach ja.
    Ach, ich werd' schon wieder sentimental. Aber Sie brauchen mich gar nicht so anzuschauen. Weich werde ich bestimmt nicht. Meinen Job kann ich schon noch erledigen.
    So. Wie denn jetzt? Im Sitzen? Im Stehen? Gleich im Liegen? Wie hätten Sie's gerne? Was? Na, wie soll man Sie vorfinden?
    Herrjeh, der hat's immer noch nicht kapiert! Ich bin gekommen, um Sie mitzunehmen! Heimzuholen! Sie werden jetzt den Löffel abgeben! In's Gras beißen! Wie auch immer.
    Was heißt hier 'Warum denn'? Ihre Zeit ist abgelaufen, finito. Ich habe hier, warten Sie, einen Terminationsauftrag für … Augenblick … hier steht's: Arachmäus Leonides.
    Jawohl. Falls Ihnen also meine Namen, die ich Ihnen vorhin genannt habe, nichts gesagt haben sollten, Sie dürfen mich Hein nennen, Herr Leonides. Meinetwegen auch Freund Hein. Oder Sensenmann. Aber wenn ich Sie so betrachte, fehlt Ihnen für letzteres wohl der Sinn für Humor. Haben mir ja nicht mal 'nen Marillenlikör angeboten oder versucht, mich anderweitig auszutricksen.
    Bitte? Sprechen Sie doch ein wenig lauter, Herr … ach so, mein Würgegriff wird zu fest. Tschuldigung. Also, wie meinten Sie?
    Sie wollen mich jetzt veralbern, oder? Moment. Hier steht aber 'Arachmäus …'. Was soll denn das heißen, das sind nicht Sie? Die Beschreibung und die Adresse stimmen aber! Dunkle, kurze Haare, ausladender Schnurrbart …
    Was? Ausweispapiere? Ja, gut. Zeigen Sie mal her.
    Hoppla. Ja. Sieht … ganz so aus, als, ja, als wäre mir da ein ganz kleiner, ein klitzekleiner Fehler … Ah, ich sehe schon, Sie sind … ja .. Sie haben ja noch Zeit.
    Was machen Sie eigentlich beruflich? Ach, Schriftsteller? Naja. Na gut. Ja, mein aufrichtiges … nein … das ... passt ja dann jetzt wohl nicht so ganz.
    Und wo ist dann eigentlich der Herr Leonides? Ach so, im Nebenhaus? Oh je.
    Sagen Sie, Sie könnten mir nicht eventuell versprechen, das für sich zu behalten? Also, das wäre mir wirklich sehr recht. Ist ja in der Tat ein wenig peinlich für mich, nicht? Wobei, das kann ja jedermann mal passieren, gell?
    Tja, also dann, bis in ein paar Jährchen. Auf Wiedersehen, werter Herr von Hofmannsthal.


Copyright Esther Koch 04. Mai 2012

2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Großartig!!!

Trillian hat gesagt…

Danke schön. :-)