Per Anhalter durch meine Galaxis - Gedanken und Geschichten nicht nur von dieser Welt

"The following statement is false:
The previous statement is true.
Welcome to our corner of the universe

Anonymous
Seefra Denizen
CY 10210"
(Andromeda: The Past is Prolix)

Freitag, 21. Juli 2017

Sonne am Horizont


Life’s like a road that you travel on
When there’s one day here
And the next day gone.
Sometimes you bend
Sometimes you stand
Sometimes you turn your back to the wind.
-    Life is a Highway, Tom Cochrane


Sonne am Horizont

Nach halbschlafloser Nacht, warum auch immer, sehe ich, die Damen gegenüber sind doch keine „Ambulanten“ gewesen. Auch keine Privatpatienten (Hallooo? Vierbettzimmer?). Sondern hatten die Hände und Werkzeuge der Chirurgen einfach nur in anderen Körperteilen herumfuhrwerken.

Der einen Dame verpasste ich selbst eine teil-schlaflose Nacht, weil ich mein bisschen Schlaf offensichtlich mit einem Schnarchkonzert garniert habe. Inklusive gesprächigem Albtraum! „Als seien Sie vor einem Monster geflohen,“ laut Bettgegenüber.
Vielleicht besser doch keine John-Sinclair-Heftchen und -Hörspiele mehr vor dem Einschlafen??

Ich gab der schlaflosen Dame dann den Tipp, wie sie mich vom Schnarchen abbringen könne: „Bewerfen Sie mich einfach mit Schokoriegeln. Dann werde und bleibe ich wach!“

Stattdessen hat sie selbst dann den Tag genutzt, um (schnarchend) etwas Schlaf nachzuholen.

Ein Tag übrigens, der ansonsten so vor sich hingeplätschert ist. Begleitet sicherlich von wiederholtem Blutdruckmessen, drei geregelten Mahlzeiten und – nein, nicht nur John Sinclair! Sehr zu empfehlen auch die (Hör-)Bücher von Rita Falk und der Krimi Die Montez-Juwelen von Sabine Vöhringer.

Der darauffolgende Tag – aus meiner Sicht gestern, war dann schon wieder ereignisreicher. Ich hatte mehr Termine als an einem normal-geschäftigen Tag daheim. Aber immerhin aller unter einem Dach.

Zur Sicherheit wurden meine Leber und Nieren zwecks Metastasensuche ultrageschallt und die Lunge geröntgt. Geröntgt? Hätte Wilhelm Conrad damals Schmidt geheißen, dann wären sie geschmidtet worden. Gut, dass Robert KOCH auf anderem Gebiet unterwegs war …

Und die böse Königin hat Lunge und Leber der Prinzessin noch mit anderen Methoden untersuchen wollen …

Bestätigt wurde, dass meine Leber fetttechnisch etwas zu oft „Hier“ geschrien hat. Neu war dagegen, dass meine linke Niere vernarbt ist. Ein Souvenir der Nierenbeckenentzündungen in meiner Kleinkindheit.
Auch die Knochen wurden szintigrafiert. Da war ebenfalls alles im grünen Bereich. Nach eigener Aussage konnte der sehr nette Herr Doktor mir „nicht einmal mit einer Arthrose“ dienen.

Zu warten ist jetzt noch auf die Befunde der Thoraxuntersuchung, die sich aber wohl immer etwas mehr Zeit lassen.

Dann gab es noch ein Gespräch mit der Pflegeexpertin für Brusterkrankungen über physische und psychische Aspekte der Erkrankung, und darüber, was nach der Entlassung die nächsten Schritte sind. Das wären zunächst einmal Wundkontrolle, Befundbesprechung und Planung der weiteren Therapie.
Zum Glück darf ich das bei meinem Gyn machen, da mir das erst einmal eine nochmalige Anreise nach Freiburg erspart.
Als nächstes dann natürlich die Frage, wie geht es ansonsten weiter? Lebensgewohnheiten? Ernährung? Alkoholkonsum? Sportabstinenz? Etc. Da gilt es, schrittchenweise nachhaltige und durchführbare Antworten zu finden.

Am späteren Nachmittag wurde ich noch zu den Sozialarbeiterinnen gebeten, die mit mir über Reha-Ansprüche sprachen und über die Tatsache, dass man mit einer Krebserkrankung zu 50% schwerbehindert ist.

Man lernt immer wieder dazu. Unter anderem, dass das ganze K-Spiel NOCH komplexer ist, als eh schon gedacht.

Mittwoch, 19. Juli 2017

Warten ... warten ... warten - Und dann ...

Seasons don’t fear the Reaper
Nor do the wind, the sun or the rain.
We can be like they are.
- The Reaper, Blue Oyster Cult

Warten … warten … warten

Schlafen konnte ich dann doch nur mit Käpselchenhilfe und träumte, ich sei, dank Zeitreise, bei der ersten Marsbesiedlung dabei …

Auf meine gestrige Frage bei der Stationsschwester, ob ich morgens vor der OP wohl noch Zeit zum Duschen hätte, konsultierte diese den OP-Plan, verzog vielsagend das Gesicht und informierte mich, dass ich sicherlich noch dreimal duschen könne, weil meine OP erst mittags angesetzt sei.

Hurra!

Nach zwei minderfröhlichen Vorbereitungsprozeduren – nukleare Markierung der Wächterlymphknoten und Einsetzen eines Drahtes zum besseren Auffinden meines glücklicherweise kleinen Tumors – erfuhr ich dann, dass ich bis ca. halb Zwölf sogar gerne noch Tee oder gar Kaffee trinken dürfe. Ich sei ja erst um 14 Uhr dran …

Da fällste ins Essen, oder? Aber nee. Ich muss ja feststoffnüchtern bleiben. Bis 14 Uhr!!!

Und die Wirkung des Schlafkäpselchens ist natürlich mittlerweile komplett verflogen. Normal.

In der Zwischenzeit haben zwei weitere Patientinnen heute Morgen unser Vierbettzimmer mitbelegt – und wurden bereits operiert. Beziehungsweise Nummer zwei ist noch weg. Irgendwo am Aufwachen. Sind wohl solche „Ambulanten“, die heute noch wieder heim dürfen. Heim müssen? Hehe.
Ob die Kapsel wohl doch noch wirkt?

Immerhin bleibt mir jetzt nichts weiter zu tun, als mit Hilfe von John Sinclair auf die Ankunft meiner Hau-mich-platt-Tablette zu warten, während das Engelshemdchen, das ich nachher noch anziehen darf, heimtückisch neben mir in meinem Nachttisch wartet und mich blöd von der Seite anstarrt …



Und dann …

When the men on the chessboard 
Get up and tell you where to go
And you’ve just had some kind of mushroom
And your mind is moving low
Go ask Alice
I think she‘ll know
- White Rabbit, Jefferson Airplane


Freundliches OP-Personal, von dem ich mehr mitbekomme, als mir lieb ist. Dabei hatte ich gehofft, dass die Hau-mich-platt-Tablette in Kombination mit autogenem Training etwas besser wirken würde. Aber nee. Bitte selber auf den OP-Tisch rüberrutschen, hier Gezuppel, da ein Mega-Stich, aber immer freundliche Gesichter über mir schwebend. Wenigstens.

Und dann. Und dann?

Werde ich bereits wach in den Aufwachraum geschoben. Überglücklich und wie neugeboren. Vor lauter Geplauder vergesse ich das tiefe Atmen und bekomme regelmäßig eine Erinnerung, erst durch ein lautes Hupen irgendwo hinter mir, dann eine nette Ermahnung durch die versorgende Schwester.

Bald bin ich wieder auf Station und warte auf den Besuch meiner Jungs. Das Highlight des Tages.
Jetzt noch Abendessen (die erste Nahrung seit über 24 Stunden …) und dann schauen, was die Nacht bringt.

Montag, 17. Juli 2017

Reisevorbereitungen

And I won‘t let you get me down
I’ll keep getting up when I hit the ground
Oh, never give up, no, never give up, no.
- Never Give Up, Sia


Reisevorbereitungen

Vergangenen Donnerstag hatte ich die Voruntersuchungen und -gespräche im Klinikum, welchem ich die Ehre erweisen werde, eine Inneneinsicht meiner Person vornehmen zu dürfen.

Auch hier war die Ärztin sehr optimistisch gestimmt angesichts der bisher vorliegenden Befunde. Natürlich weiß man erst einige Tage nach der OP, welcher Natur mein Untermieter nun wirklich ist, und ob bei der Operation genügend entfernt wurde.

Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen hat sie sich übrigens nicht über meine Nervosität gewundert. Im Gegenteil: Sie hat meinen Vorbesprechungs- und damit den OP-Termin um 5 Tage vorgezogen, damit ich nicht unnötig länger damit herumlaufen muss!

Nervig ist allerdings, (Achtung lieber Leser: Jetzt kommt Frauenkram!),  dass ich nun aufhören muss, meine Pille zu nehmen. Nicht wegen der Verhütung, nicht mal wegen der monatlichen Aunt-Irma-Besuche, die schon nervig genug sind, und auf die ich fröhlich die letzten 13 Jahre verzichten durfte.

Das größere Problem ist die Tatsache, dass ich zur Bildung von Eierstockzysten neige und deshalb bereits seit 2004 nur noch mit einem davon herumlaufe. Wenn ich in diese alte Gewohnheit wieder verfalle, dann kann ich mich vom zweiten innerhalb der nächsten 12 Monate auch verabschieden. Was wiederum bedeutet, dass ich innerhalb eines künstlich herbeigeführten Narkosenickerchens schwungvoll in die Wechseljahre befördert werde. Was – wie ich zugeben muss – mit 48 Jahren jetzt auch nicht unbedingt die allergrößte Katastrophe ist.

Freu Dich doch, es könnte schlimmer kommen …

Vor einer Stunde habe ich in Freiburg eingecheckt, und morgen früh beginnt die Prozedur.

Ich bin schon seit vorgestern durch Haus und Garten gelaufen und habe Sachen gesehen, die ich doch eigentlich schon längst hätte erledigen wollen. Ich frage mich, was davon ich wohl noch machen sollte. Kann mein Mann den Knopf an seinen Shorts selber annähen? Muss ich noch schnell sämtliche Wäsche waschen, oder bekommen die Jungs das hin, ohne das Haus unter Wasser zu setzen? Vielleicht kann man ja auch ein T-Shirt ausnahmsweise zweimal tragen?
Die Blumen gieße ich schnell noch selber. Die kriegen eh nur einmal in der Woche. Muss ich Montagmorgen noch irgendwelche Vorräte aufstocken? Oder kann mein volljähriger, sich im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis und eines verkehrstüchtigen KfZ befindliche Sohn auch einmal einkaufen gehen, wenn was fehlt?
Immerhin hat er schon gesagt „Ohne dich läuft hier doch nix, Mama.“ Kompliment? Oder bedenkliche Feststellung?

Dann kam der Punkt, irgendwann heute am frühen Nachmittag, ungefähr eine Stunde vor Abfahrt, an dem ich plötzlich alles erledigt hatte, was von mir als unverzichtbar eingestuft worden war.

Tatsächlich kam dieser Punkt plötzlich-im-wahrsten-Sinne-des-Wortes. Ich fand mich dann mit einem Mal neben meinem gepackten Koffer auf meinem Bett liegend und an die schräge Holzpaneelendecke starrend wieder …
Vielleicht auch nicht gerade der Idealzustand, aber ich dachte mir, so muss es sich wohl anfühlen, wenn einmal ALLES erledigt, nichts mehr zu tun ist.
Es war gleichzeitig angenehm und beängstigend. Einfach nur … sein.

Ich werde gleich sehen, ob der WLAN-Zugang hier stark genug ist, mein Kapitel online zu stellen. Dann gehe ich eventuell duschen, und möglicherweise gibt es dann entweder ein Hörbuch von Rita Falk oder ein Hörspiel von John Sinclair auf die Ohren.

Mal schauen, ob ich schlafen kann …

Tempoverringerung

Life’s like a novel
with the end ripped out.
- Stand, Rascal Flatts


Tempoverringerung

Mammographie, Biopsie (die – Nachbemerkung – übrigens gar nicht erwähnenswert schlimm war, möglicherweise meiner Dr.Google-Ignoranz in diesem Fall geschuldet) und Ultraschall waren nicht bei meinem eigenen Gyn durchgeführt worden, weil dieser nicht über ein eigenes Mammographiegerät verfügt.
Ergo stand als nächstes ein Gesprächstermin bei ihm auf der Agenda.

Interessanterweise kamen da ähnliche Sprüche wie vorher. „Gut heilbar“, „kein Grund zur Aufregung“, „glücklicherweise früh erkannt“.
Sicher. Aber wenn sich das nur so einfach verinnerlichen ließe. Ich habe trotzdem immer noch das Gefühl, über einem Abgrund Seil zu tanzen.

Und natürlich beförderten sich auch meine Depressionen wieder akut in mein Leben zurück. Mit einem exhibitionistischen Sprung aus der finstersten Ecke meiner Seele heraus.

Mit einer Diagnose wie meiner hätte und hat jede davon betroffene Psyche zu kämpfen. Verständlicherweise. Wozu gäbe es sonst das Fachgebiet der Psychoonkologie?
Aber sicherheitshalber habe ich meine Therapeutin mit ins Boot geholt, um dem schwarzflügligen Arsch gleich von Anfang an in die Eier zu treten.

Die Erwähnung meiner Therapeutin hat meinen Arzt zu einem Kopfschütteln veranlasst. „Ich habe doch schon am Telefon versucht, ein bisschen Druck rauszunehmen.“
Sie haben Krebs, aber keinen Grund zur Sorge …?
Äääh … ja, wie gesagt: Dankevielmals. Psychoonkologie?? Hmmm???

Bemerkenswerterweise hatte ich kurz vor der Diagnose angefangen, mir Gedanken über mein Leben zu machen.
Ich bin nicht unzufrieden. Naja, nicht über mein Leben und meine Aufgaben darin. Nur mit der Organisation derselben vielleicht.
Ich hatte überlegt, wie ich Druck und Geschwindigkeit aus meinem Leben herausnehmen könnte, ohne zu viel über Bord schmeißen zu müssen.

Tadaaaah!

Ich soll positiv denken? Na gut. Immerhin brauche ich jetzt keine Entschuldigungen mehr, wenn ich Termine nicht wahrnehme, oder gar nicht erst irgendwelche neuen verabrede.
Auch eine Depressionserkrankung wäre schon eine ausreichende Rechtfertigung für eine Temporeduzierung gewesen. Aber so ist es eben. Wenn man den Leuten sagt, man hätte Krebs, dann können sie damit etwas anfangen.
Zumal ich nicht die erste in unserem Dörfchen bin.
Depressionen sind leider immer noch zu schwammig. Aufklärung ist da brennend notwendig!

Bei meinen Arbeitgebern stieß ich auf Verständnis und Dankbarkeit für meine Offenheit. In allen Fällen fiel mir jedesmal ein großer Stein vom Herzen, jedesmal ein bisschen weniger, um das ich mich kümmern musste. Ein bisschen mehr Freiheit für meine Gedanken, dahin zu gehen, wo sie wollten.

Mich zu konzentrieren fällt mir ohnehin seit Tag 1 meines neuen Kalenders unheimlich schwer. Anfangs hatte ich sogar Probleme, einigermaßen kohärente Sätze zustande zu bringen. Mittlerweile verwende ich schon wieder Worte wie „kohärent“ …

Meine letzten Arbeitstage hatte ich mittlerweile bis auf nicht absehbare Zeit. Meine Englischkursteilnehmer sind informiert, mein Stellvertreter und die anderen Ortschaftsräte haben mein vollstes Vertrauen, das Hundefutter für meinen Barf-Goldie ist für die nächsten zwei Wochen portioniert, genauso wie das Menschenfutter für Mann und Söhne. Wobei ich damit rechne, dass diverse umliegende Döner- und Burger-Buden demnächst den Umsatz ihres Lebens machen werden ...

Sonntag, 16. Juli 2017

Positiv denken! Echt jetzt??

Life is what happens
while you’re busy making other plans.
- Beautiful Boy, John Lennon

Positiv denken! Echt jetzt??

„Tut mir leid, diese Hoffnung kann ich Ihnen nicht machen,“ antwortet der Arzt auf meine Frage, wie die Chancen stehen, dass mein Untermieter gutartig ist.
„Die Lage und das Aussehen sprechen dagegen.“ Ach, leck mich doch.
Zitternd und heulend – jetzt doch – liege ich auf seinem Bett im Ultraschallraum, während die Assistentin irgendwelche Folien mit den Stanzinstrumenten darin UIKEYINPUTDOWNARROWaufreißt. Aus dem Augenwinkel hatte ich sie beim Betreten des Raumes schon gesehen, aber absichtlich ignoriert.
Die in Folie gewickelten Instrumente – nicht die Assistentin. Die kann ja auch nichts dafür und ist überhaupt sehr freundlich.

Etwas bemüht freundlich dagegen fragt mich der Arzt, ob ich gerade ähnliche Fälle im Familien- oder Freundeskreis miterleben würde, oder warum ich jetzt so nervös sei …

HALLOOO?? Der hat mir vor ein paar Minuten das K-Wort um die Ohren geklatscht und fragt mich jetzt, warum ich so nervös bin???
„Wissen Sie, Krebs ist schon lange kein Todesurteil mehr. Und wir haben ihn jetzt sehr früh entdeckt. Ich sage Ihnen, das wird wieder gut. Das ist sehr gut zu behandeln.“
Blablabluppdankevielmals.

Es wird also wieder gut. Das ist dann tatsächlich die Aussage, die mich durch die nächsten Tage trägt.

Überhaupt lese und höre ich überall, ich solle doch in jeder Lebenslage positiv denken. Positiv? So positiv wie meine Biopsieprobe schließlich auf Krebs getestet wurde? So positiv wie der Schwangerschaftstest der 14-Jährigen, die ihrem Freund geglaubt hat, als dieser behauptete, er „passe schon auf“? So positiv wie die HIV-Tests von so vielen in den letzten Jahrzehnten?
Auch der Vater des Teenagers, der am Steuer von Papas Porsche erwischt und positiv auf Hasch getestet wird, macht sicher vor Freude ne Flasche Schampus auf!

„Always look on the bright side of life“! Auch wenn Du schon am Kreuz hängst!!!!

„Freu Dich doch, es hätte schlimmer kommen können.“ Und ich freute mich – und es kam schlimmer …

Woran ich allerdings fest glaube, das ist positive Energie. Genauso wie an negative Energie. Beide können um uns herum, aber auch in uns selbst sein. Und wir können sie auch selbst erzeugen, oder zulassen.
Negative Energie – oh, und bitte, das hier ist jetzt meine ganz persönliche Ansicht, keine Doktrin, mit der ich irgendwen missionieren will! Widerspruch ist zulässig, wird aber ignoriert. Nicht böse sein deswegen – negative Energie produziert man, wenn man sich jetzt in irgendeine Ecke setzt und anfängt zu hadern. Sich am Ende noch fragt, „Warum ich? Was habe ich falsch gemacht? Doch zu viel Rotwein? Zu wenig Sport? Zu selten an mich selbst gedacht? Ist das die Strafe dafür, dass ich mich zu selten um meine Eltern gekümmert habe? Bin ich eine dieser Krebs-Persönlichkeiten?“

Bitte nicht!! Das lieber sein lassen!
Ich bin eine kleine Nummer in einer großen Statistik. Und jetzt hat es mich halt erwischt. Klar trinke ich zu viel Rotwein und treibe zu wenig Sport. Aber das hätte auch zu Herz- oder auch gar keinen Problemen führen können.

Positive Energie erhalte ich von meiner Familie, die überzeugt ist, dass der vor uns liegende Weg nicht leicht, aber machbar sein wird. Und dass „es wieder gut wird“.
Ich erhalte sie von meinen Freunden und Freundinnen, die sowieso schon immer für mich da waren, aber die mir jetzt so gewaltigen Zuspruch geben, dass mich mit jeder neuen WhatsApp Tränen der Rührung schütteln.

Besonders beeindruckt hat mich die Nachricht einer Freundin, der ich vor vielen, vielen Jahren nach einer Fehlgeburt tröstende Wort geschickt hatte, und die diese Worte jetzt an mich zurückgeschrieben hat. Es ist schön zu sehen, dass man Spuren hinterlassen und Eindruck gemacht hat.

Sollte ich doch wie Brian am Kreuz hängen, sehe ich es positiv: Es bleibt mehr von mir zurück, als meine beiden Söhne, mein einziger jemals fertig gewordener Roman und die paar Gläser Marmelade aus der diesjährigen Johannisbeerernte …


Das K-Wort - eine neue Vokabel im persönlichen Wörterbuch

Not sure I understand
This role I’ve been given.
I sit and talk to God
And he just laughs at my plans.
My head speaks a language
I don’t understand.
- Feel, Robbie Williams


Das K-Wort – eine neue Vokabel im persönlichen Wörterbuch

Ich beobachte ein Büschel Hundehaare, das in unvorhersehbaren Bahnen vom Wind durch unseren Garten getragen und getrieben wird, nachdem sich unser Golden Retriever in blanker Lebensfreude auf der Wiese gewälzt hat.
Das bin ich – dieses Büschel Haare, ein Blatt im Wind, eine Kerze im Sturm. Vom Leben, vom Schicksal, von was oder wem auch immer mal eben in eine unvorhergesehene Richtung gejagt. Und dann in die andere. Wie es halt beliebt. Aber nicht, wie es mir beliebt!

„Hier ist etwas Neues auf dem Röntgenbild, das vor zwei Jahren noch nicht da war.“
Die Worte des Gynäkologen nach der Vorsorge-Mammographie, die mir imaginäres heißes Öl durch die Adern schießen!
Sofort werde ich gebeten, noch einmal Platz zu nehmen – Ultraschall. Da ist er wieder zu sehen, mein Untermieter, der ungefragt und ohne Miete zu zahlen sich eingeschlichen hat, ohne dass ich etwas gemerkt oder geahnt hätte.
Auch tastbar ist er jetzt. Jetzt wo man weiß, wo man suchen muss.

„Machen Sie sich keine Sorgen. Das wird wieder gut.“ Ach ja? Danke.
Warum glaube ich das nicht so einfach? Warum ist der Optimismus des Arztes nicht ansteckend? Warum Habe ich das Gefühl, gerade gar nicht in meinem Körper zu stecken, sondern daneben zu stehen und alles von außen zu beobachten?
Die Daten, Werte, griechischen und lateinischen Begriffe, die der Arzt seiner Assistentin diktiert, erreichen mich durch einen Helm aus Watte. Ich weiß nur noch, er bestellt mich für den nächsten Morgen um halb acht zur Biopsie zurück in seine Praxis.
Warum muss das so schnell gehen? Er hat doch gesagt, es wird wieder gut?
„Ab Montag sind wir 2 Wochen in Urlaub.“
Ach so. Deshalb.
Und es werden mir Begriffe um die Ohren geschlagen „Operation, Bestrahlung, Anti-Hormontherapie …“

Ich schreie, tobe, weine nicht. Wie durch Wackelpudding gehe ich ruhig zurück zu meinem Auto. Überhaupt kommen die Tränen nur spärlich. Hätte ich nicht gedacht.
Ohnehin hatte ich mir den Vormittag anders vorgestellt.

Ich trage ein rotes T-Shirt mit der Aufschrift „Keep Calm and Carry On My Wayward Son“. Eine Anspielung auf die erste Bürgerpflicht zum Ruhebewahren, egal, was passiert. Und auf eine meiner Lieblingsserien – Supernatural.
Ich habe auch ein Shirt daheim, das mir einschärft „Always Keep Fighting!“ Eine von Jared Padelecki iniziierte Kampagne, dass man trotz Depressionen weder sich noch alles andere aufgeben soll. Schon gar nicht die Hoffnung.
Und den Kampf.

Ich hatte immer gehofft, die Depressionen wären das schlimmste, was mir medizinisch passieren würde. Aber eine einzelne potentiell tödliche Krankheit reicht wohl eben doch nicht.
Danke für’s ins-Gesicht-Furzen, Schicksal, bekacktes!!!

Zuhause kommen dann doch endlich die Tränen, als ich meiner Perle, die mir einmal in der Woche beim Saubermachen hilft, davon erzähle.
Eine Umarmung, die so gut tut.
Und schon bin ich froh über die Entscheidung, die ich bereits auf diesem ersten Heimweg nach der Diagnose getroffen habe. Ich stand vor dem ersten von vielen Scheidewegen. Die Frage, die sich in diesem Fall stellte, war die, wie ich damit umgehen wollte. Behalte ich es für mich, oder gehe ich offen damit um?
Ein offener Umgang hatte mir schon bei den Depressionen geholfen. Ich war nicht nur offener zu anderen, sondern damit auch zu mir selber. Und ehrlicher.
Nicht jeder, dem ich schon mal sagte, „Leute, mir geht es heute nicht gut. Ich kümmere mich um (füge beliebiges Thema hier ein), sobald ich wieder fit bin,“ hatte dafür auch Verständnis. Klar. Depressionen sind für Nicht-Betroffene im wahrsten Sinne des Wortes sehr oft un-be-greif-bar. Aber irgendwann hatte ich den Punkt erreicht, an dem ich das fehlende Verständnis anderer Leute nicht mehr als mein eigenes, sondern deren Problem gesehen habe. Vielleicht hat meine Offenheit ja dazu auch beigetragen. Möglich wäre es.

Dazu kommt natürlich die kleine Tatsache, dass ich durch meine kommunalpolitische Rolle in unserem Dörfchen eine Art öffentliche Person bin. Erinnert Ihr Euch noch, als kurz nach dem Börsengang von Borussia Dortmund bei Heiko Herrlich ein Gehirntumor festgestellt wurde? Da hieß es, die Aktionäre hätte ein Recht darauf, das zu erfahren.
Gruselig.

Aber es würde definitiv auffallen, wenn ich plötzlich von der Bildfläche verschwinde – für Krankenhausaufenthalt und Nachbehandlungen – ohne eine Erklärung. Daran merkt man, dass man sich vorher doch ein wenig zu sehr reingehängt hat.
Da fehle ich plötzlich beim Dorfstammtisch, schicke meinen Stellvertreter zu den Gemeinderatssitzungen und meine Freundin auf die Gassigänge mit meinem Hund! Spätestens bei letzterem würden die ersten Fragen laut. Und soll ich meine lieben Helfer und Vertreter dann bitten, irgendetwas Anderes zu sagen, als die Wahrheit? Viel zu anstrengend und kompliziert.

Den Nachmittag verbringe ich mit Recherchen im Internet. Bewusst entscheide ich mich aber dagegen, mir zu viel über das Thema Biopsie anzusehen. Wenn man da erst einmal Bilder im Kopf hat, wird man die so schnell nicht mehr los.

Was ich aber lese, ist die Aussage, dass vier von fünf gefundenen Knoten gutartig sind. Diesen Satz zitiere ich jedem gegenüber, mit dem ich an diesem Tag noch darüber rede.
Ich muss meinen Mann erreichen, der auf Dienstreise ist. Ich muss den Friseurtermin absagen, den ich am nächsten Morgen gehabt hätte. Spätestens hier hätte ich den Grund für die Absage verschweigen können, aber ganz oder gar nicht. Rumdrucksen finde ich blöd. Sie fragt mich, ob wir einen neuen Termin machen sollen, aber ich weiß ja gar nicht, wie es jetzt weitergeht. Die Zukunft ist im Augenblick mehr als nur „das unentdeckte Land“. Die kommenden Wochen liegen gerade dermaßen im Nebel, dass ich mich am liebsten irgendwo zusammenrollen und mich vor Weihnachten gar nicht mehr bewegen möchte.

Aber wie gesagt, vier von fünf sind gutartig. Mit dieser schwachen Hoffnung im Hinterkopf warte ich auf halb acht am nächsten Morgen …



Montag, 9. Mai 2016

Learning English with Lyrics - Revisited

Eine halbe Ewigkeit ist es zugegebenermaßen her, dass ich mich um meinen Blog im Allgemeinen und diese Kategorie im Speziellen gekümmert habe.

Wie dem auch sei: Eine Menge Wasser ist seitdem den Rhein runter geflossen und einige neue VHS-Teilnehmer haben meinen Weg gekreuzt. Letzteres ist Grund genug, "Learning English with Lyrics" neues Leben einzuhauchen und neue Texte hinzuzufügen.

Zunächst einmal möchte ich aber, der Übersichtlichkeit halber und damit neue (und auch alte) Leser sich in dem Chaos zurechtfinden, ein Inhaltsverzeichnis bzw. ein Linkverzeichnis zu den bisher hier behandelten Songs anlegen.

Einfach auf den Titel klicken und dann viel Spaß beim Schmökern.

The Rose (Bette Midler)

Burn It Down (Linkin Park)

Imagine (John Lennon)

Pretender (Madonna)

The Garden's Tale (Volbeat)

My Bonnie is over the Ocean (Traditional)

Dancing Queen (ABBA)

Father and Son (Cat Stevens)

Mrs. Robinson (Simon & Garfunkel)

Hangover (Taio Cruz)

The Road to Hell (Chris Rea)

Highway to Hell (AC/DC)

The Way I Like It (Mandy Capristo)

If You Think You Know How to Love Me (Smokie)

By the Time (Mika)

Lego House (Ed Sheeran)

So Far Away (Avenged Sevenfold)

Old and Wise (Alan Parsons Project)



Erklärung:
Die deutschen Übersetzungen der Songtexte in allen Kapiteln der Kategorie "Learning English with Lyrics" wurden nirgendwo kopiert, abgeschrieben oder sonstwie entlehnt, sondern von mir persönlich angefertigt.
Etwaige Ähnlichkeiten oder Übereinstimmungen mit bereits irgendwo in den Weiten des Internets vorhandenen Übersetzungen sind allerdings nicht rein zufällig, sondern rühren daher, dass es zwar rein theoretisch mehr oder weniger unendlich viele Möglichkeiten gibt, einen fremdsprachigen Text ins Deutsche zu übersetzen, aber nicht alle davon Sinn ergeben. Und im Falle einer Ähnlichkeit oder Übereinstimmung hat entweder der Inhaber der Seite mit der ähnlichen oder übereinstimmenden Übersetzung von mir abgeschrieben, oder wir waren uns einfach nur einig darüber, welches die beste Übersetzung ist.
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